Am 1. Januar 1991 wird der alte Traditionsname Nomos durch den Düsseldorfer Roland Schwertner, einen
früheren EDV-Experten, wiederbelebt. Er gründet die Firma Nomos Glashütte/SA Roland Schwertner KG. Den
Namen "Nomos" hatte es bereits vorher schon in Glashütte gegeben, nämlich in Form der Nomos-Uhr-
Gesellschaft, Guido Müller & Co, Glashütte i/S. Diese Firma mußte damals schließen, weil ihre Uhren
komplett in der Schweiz gefertigt waren und den Schriftzug "Glashütte" daher zu Unrecht trugen. Auch
Schwertner muß kurz nach seinem Start nach einer Abmahnung der Zentrale zur Bekämpfung unlauteren
Wettbewerbs um den Schriftzug "Nomos Glashütte/Sa." vor Gericht kämpfen. Er kann jedoch nachweisen,
daß er den größten Teil der Wertschöpfung seiner Produktion in Glashütte betreibt.
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Der Start der neuen Nomos steht unter einem guten Stern, denn die Bekanntheit und der Verkaufserfolg der
neuen Firma nehmen schnell zu. Dies vor allem aufgrund ihres neuen Modells Tangente, das bald zu einem
echten Klassiker der modernen Uhr wird. Das Erscheinungsbild der Uhr ist auf entscheidende Weise von der
Designerin Susanne Günther geprägt worden. Die in allen Details überaus stimmige Gestaltung wird mit
etlichen Design-Preisen gekrönt.
Im Verkaufsprospekt von 1991 finden sich die ersten neuen Kollektionen: Orion, Tangente, Ludwig und
Tetra. In jüngerer Zeit hinzugekommen sind die Modelle Tangomat und Club. Die Armbänder der Nomos-Uhren werden aus Shell Cordovan hergestellt, einem Pferdeleder, das als sehr robust und durch den hohen
Anteil Eigenfett relativ wasserabweisend gilt (Shell Cordovan wird ansonsten vor allem für hochwertiges
Schuhwerk verwendet).
1997 steigt der Versand Manufactum, der eine ähnliche, an Grundsätzen wie Authentizität und solider
Handwerkskunst orientierte Produktionsphilosphie vertritt, bei Nomos mit ein. Durch diese Verstärkung ist es
möglich, das ehrgeizige Projekt einer eigenen Werkentwicklung zu verfolgen. Außerdem werden die Uhren
von Nomos nun bei Manufactum, sowohl im Versand als auch in den Filialen, angeboten und erreichen damit ein breites Publikum.
Zum 1. November 2003 kauft Nomos den 37,5%-igen Anteil von Manufactum wieder zurück und ist nun
komplett unabhängig.
Auf Peseux 7001 basierende Uhrwerke und deren Veredelung
Nomos fertigt bis Anfang 2005 mechanische Armbanduhren auf der Basis von Schweizer ETA- bzw.
Peseux-Rohwerken. Die Werke basieren auf dem Peseux 7001, und es gibt folgende Varianten:
Nomos 1 T - T = Triovis Feinregulierung
Nomos 1 TS - T = Triovis Feinregulierung, S = Sekundenstopp
Nomos 1 TSD - T = Triovis Feinregulierung, S = Sekundenstopp, D = Datum
Nomos 1 TSP - T = Triovis Feinregulierung, S = Sekundenstopp, P = Glashütter Dreiviertelplatine
Nomos 1 TSDP - T = Triovis Feinregulierung, S = Sekundenstopp, D = Datum, P = Glashütter
Dreiviertelplatine
Nomos 1 TSDPG - T = Triovis Feinregulierung, S = Sekundenstopp, D = Datum, P = Glashütter
Dreiviertelplatine, G= Gangreserveanzeige
Nach und nach verfeinert Nomos das zugrundeliegende Rohwerk. So werden Ankerkloben und Werkplatine
mit Wölkchenschliff, Sperr- und Kronrad mit dem berühmten Glashütter Sonnenschliff versehen. Um das
Werk noch langlebiger zu gestalten, wird es erst oxidationshemmend rhodiniert, später gestrahlt und
vergoldet. Um das Werk genauer einregulieren zu können, wird es mit einer Triovis-Feinregulierung
versehen, die in vier Lagen einstellbar ist. Darüber hinaus wird die Unruh auf 21.600 Halbschwingungen
optimiert und ein Schweizer Ankergang verwendet.
Alle genannten Verbesserungen verweisen bereits auf den nächsten großen Entwicklungsschritt, denn von
einer derart aufwendigen Weiterentwicklung des Peseux-Kalibers zum eigenen Werk ist es dann nicht mehr
weit.
Im Jahr 2005 kommt mit dem Tangomat die erste Uhr mit eigenem Nomos-Werk heraus, erst als Testuhr,
dann im offiziellen Verkauf. Das Automatikwerk war vom 29 Jahre jungen Mirko Heyne konstruiert worden.
Zugleich werden auch die Nomos-Handaufzugswerke auf Eigenproduktion umgestellt. Gut 80 Prozent der
Arbeit am Werk wird nun ausschließlich in Glashütte geleistet. Die Firma kann sich deshalb seither mit Fug
und Recht zu den echten Manufakturen zählen. Die Uhren sind wahlweise mit Stahlboden oder kratzfestem
Saphirglasboden erhältlich. Nomos führt ein Werkverzeichnis, beginnend mit der Nr.1.
Die Werke tragen ab sofort folgende Bezeichnungen:
Nomos Alpha Handaufzugswerk
Nomos Beta Handaufzugswerk mit Datum
Nomos Gamma Handaufzugswerk mit Gangreserveanzeige
Nomos Delta Handaufzugswerk mit Datum und Gangreserveanzeige
Nomos Epsilon Automatikwerk
Nomos Zeta Automatikwerk mit Datum
Ebenfalls 2005 bezieht Nomos den Glashütter Bahnhof, der bereits 2000 gekauft worden war, als komplett
neu renovierten Standort für Hauptfertigung und Verwaltung.
2006 gewinnen gleich zwei Uhren von Nomos bei der Wahl der "Goldenen Unruh" (ausgeschrieben vom
"Uhrenmagazin" und "Focus online"): die Tangente erringt in der Kategorie bis 1000 Euro den ersten Preis,
das neue Automatikkaliber Tangomat Datum den dritten Platz in der Kategorie bis 5000 Euro.
Im selben Jahr erscheint das Buch NOMOS Glashütte - Das große Universallexikon, ein reich bebilderter
Band, der nicht nur viel Wissenswertes im Umkreis von Nomos, Mechanikuhren und den Ort Glashütte
enthält, sondern darüber hinaus auch mit etlichen verblüffenden und amüsanten Geschichten aufwartet. Als
Kostprobe diene folgendes Originalzitat: "In diesem Buch stecken Klimatabellen und Ausführungen zu
Wolken, die manchmal über NOMOS hinwegziehen, genauso wie Glashütter Produktionsgeheimnisse (die
fortan keine mehr sind)."
Eine interessante Parallele zur eingangs erwähnten Auseinandersetzung um genuine Glashütter
Wertschöpfung (auch Glashütte-Regel genannt) ereignet sich, als Nomos eine Klage mit ähnlichen Gründen
gegen die in Glashütte ansässige Firma Mühle anstrengt und sich 2007 vor Gericht durchsetzt. Auch Mühle
gerät daraufhin in Schwierigkeiten und muß vorläufig Insolvenz anmelden.
Kooperation mit Wempe
Ebenfalls 2006 entstehen in Kooperation mit Wempe neue Uhren der Spitzenklasse, die von Nomos gefertigt
und in der Sternwarte Glashütte der Wempe Chronometerwerke zum Chronometer geprüft werden:
Die Reihe Wempe Chronometerwerke Handaufzug in der seltenen und besonders schönen Tonneau-Form.
Außerdem das Modell Wempe Chronometerwerke Tourbillon mit dem vom Nomos-Mitarbeiter Thierry Albert
konstruierten und gefertigten Kaliber Nomos CW 2. Mit dieser Uhr kommt erstmals ein deutsches
chronometergeprüftes Tourbillon zum Einsatz.
1992 hatte Nomos drei Mitarbeiter, im Jahre 2008 sind es 77 Angestellte (davon 40 Frauen) mit einem
Durchschnittsalter von nur 34 Jahren - diese Zahlen sprechen wohl für sich. Die Firma exportiert nach
Australien, China, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Hongkong, Italien, Japan, Kanada, Luxemburg,
Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rußland, Schweden, Schweiz, Singapur, Spanien, Südkorea,
Taiwan, Ungarn und in die USA.
Man fährt mit derselben bewährten Strategie fort: preiswerte Uhren zu hoher Qualität, mit der
Fertigungskompetenz einer weitgehend autonomen Manufaktur und einem gleichbleibend sachlichen,
unverwechselbaren Design. Nach der Entwicklung des eigenen Automatikkalibers und eines Tourbillon sowie
eines neuen Handaufzugskalibers in Tonneau-Form wird in die Erforschung und Entwicklung weiterer
Technologien (Räder, Triebherstellung usw.) investiert.
2007 kommt das neue Modell Club heraus. 2008 führt Nomos eine neue, zweite Automatikuhr ein und
erweitert die Serie Club um die Modelle Club Datum, Club Automatik und Club Automatik Datum. Daneben
sprechen gewitzte, einfallsreiche Sondereditionen die Leidenschaft der Uhrensammler an und sind häufig
sehr schnell ausverkauft.
Die Zürich
Als Glückstreffer erweist sich die Kooperation mit dem Zürcher Uhrendesigner Hannes Wettstein, der mit
seiner letzten Uhrengestaltung, der Nomos Zürich, noch einmal eine geniale Kreation abliefert. Scheinbar an
die ziffernlose Orion angelehnt, weist sein Entwurf jedoch weit über diese hinaus und hat das Zeug, zu
einem echten Klassiker der Moderne zu werden. Eine Liebeserklärung zu dieser 2009 präsentierten Uhr und
genauere Daten finden sich im Uhren-Wiki-Beitrag zur Zürich.
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